Tipps zum fotografieren von Tieren im Zoo oder Tierpark.
Ob Smartphone, Kompaktkamera oder große DSLR, eine Kamera ist bei einem Zoobesuch immer dabei. In diesem Beitrag habe ich 10 Tipps für dich, worauf ich achte, wenn ich im Zoo oder Tierpark fotografiere.
#00 - Respekt & Vorsicht
Dieser Hinweis ist Meinung nach der Wichtigste und liegt mir auch sehr am Herzen, auch wenn es kein fotografischer Tipp ist.
Bitte begegne den Tieren mit Respect!
Die Tiere im Zoo sind Lebewesen und mögen es genau so wenig wie wir Menschen, wenn sie angeschrien, mit Müll beworfen oder respektlos behandelt werden. Die Tiere können nicht weglaufen, daher liegt es an uns darauf zu achten, dass es ihnen gut geht.
Ein paar der folgenden Tipps erfordern, dass du nah an das Gehege, Gitter, etc. ran musst. Achte dabei bitte darauf, dass du weder dem Tier noch dir wehtust. Also nicht in das Gehege klettern oder deinen Arm reinstecken. Vor allem nicht bei gefährlicheren Tieren.
Jetzt aber genug mit den Warnhinweisen. Viel Spaß mit meinen Tipps und bei deinem nächsten Zoobesuch!
#01 - Zoobesuch und Equipment planen
Schöne Bilder entstehen bereits vor dem Drücken des Auslösers! Du solltest dir zumindest ein paar kurze Gedanken über den Zoobesuch machen und damit auch über das Fotoequipment, welches du mitnimmst. Die erste Frage die du dir stellen solltest, ist:
“Möchte ich den Zoobesuch genießen oder ist es mein Ziel so viele und abwechslungsreiche Bilder wie möglich zu schießen?”
Um ehrlich zu sein, bevorzuge ich immer ersteres, egal ob es um einen Zoobesuch geht oder die Urlaubsfotografie. Ich möchte die Welt nicht immer durch einen Sucher oder über ein Display sehen. Es gibt Momente, die möchte ich lieber mit meinen Augen sehen und genießen. Dann gibt es eben kein Foto!
Was ich damit sagen möchte: nimm lieber weniger Kameraequipment in den Zoo mit und erspare dir den Stress des ständigen Objektivwechsels oder mit zwei Kamera zu fotografieren und genieße lieber die Tiere. Wir gehen in der Regel zu zweit in den Zoo. Das ist sehr praktisch, da ich mit anderem Equipment fotografieren kann als meine Freundin.
So blöd es klingt, aber ich habe auf meiner Kamera bei Zoobesuchen ein Tele-Zoom-Obektiv geschraubt. Meine Freundin fotografiert mit einem Standart-Zoom. Wieso ich ein Tele-Zoom verwende, erkläre ich in den folgenden Tipps. Mit den beiden Kameras sind wir sehr flexibel und wir können beide den Zoobesuch genießen.
Wenn du dich für mein Equipment interessierst, kannst du hier (mein Equipment) gerne mal vorbeischauen.
#02 - Beachte den Bildausschnitt
Die Tiere in einem Zoo befinden sich zwar in Menschenobhut, aber versuch genau das in Deinen Fotos nicht hervorzuheben. Auf den Fotos sollte kein Zaun, Gitter oder Maschendraht sichtbar sein. So wirken die Fotos natürlicher. Auch entsteht kein “bedrückendes” Gefühl beim Betrachten der Fotos.
Wenn es sich dennoch nicht vermeiden lässt das Gehege mit ins Foto zu nehmen, versuche es so unscharf wie möglich abzubilden. Das erzielst du wenn du die Schärfentiefe möglichst so klein wählst, dass gerade das Motiv scharf abgebildet ist. Das Gitter wird dann zur Nebensache und verschwindet in der Unschärfe.
Einen unscharfen Hintergrund erhältst du zum Beispiel, wenn du mit einem Tele-Objektiv fotografierst und es im Nahbereich verwendest. Du kannst versuchen eine große Brennweite (nah ranzoomen) einzustellen und dann so nah wie möglich an das Objekt ranzugehen. Dadurch entsteht eine kleine Schärfentiefe und das Gitter wird “unsichtbar”. Es hilf auch, wenn das Maschendraht direkt vor dem Objektiv ist, so verschwindet er auch in der Unschärfe. Der Tipp funktioniert natürlich nicht bei Stahlstangen oder Holzzäunen. Hier hilft es nur das Gehege nicht mit ins Bild zu nehmen.
#03 - Auge fokussieren
Der Titel spricht eigentlich für sich, dennoch versuche ich ein paar Worte über den Tipp zu verlieren.
Bei Portraits, egal ob von Personen oder von Tieren, sollte versucht werden die Augen zu fokussieren. Vor allem wenn eine kleine Schärfentiefe verwendet wird ist das wichtig, da es dabei passieren kann, dass die Ohren, Nasenspitzen, etc. bereits unscharf sind.
Wenn das Tier mal nicht direkt in die Kamera schauen sollte (soll auch mal vorkommen) und doch beide Augen sichtbar sind, fokussiere das zur Kamera gewandte Auge. Es sei denn du möchtest aus künstlerischen Gründen etwas anders scharf abbilden.
Mach dir mal den Spaß und fotografiere jemanden (der das natürlich auch möchte) mit einer möglichst geringen Schärfentiefe. Mach dabei zwei Bilder, eins wo du auf die Augen fokussierst und eins, wo du auf die Nasenspitze fotografierst.
#04 - ruhig bleiben
Der Titel hört sich eher so an, als wäre jemand in ein Gehege gefallen und soll ruhig bleiben. Aber das ist hier nicht gemeint. Der Tipp bezieht sich auf unsere Ausstrahlung vor dem Gehege. Auch dieser Hinweis hat etwas mit dem Tipp #00 zu tun. Versuche die Tiere nicht durch Herumgehampel unnötig zu stressen, nur damit sie in die Kamera schauen. Zumal das ohnehin meist nicht klappt. Klopfe auch nicht gegen Scheiben oder schreie die Tiere an, nur dass sie in die Kamera schauen. Ganz im Gegenteil. Bleib ruhig und bringe etwas Geduld mit. Früher oder später wird sich deine Ruhe auszahlen und das Tier deiner Wahl schenkt dir ein schönes “Lächeln”.
Bei hektischen Bewegungen sind die Tiere in der Regel verstört und hauen ab oder verstecken sich. Wenn du jedoch ruhig bleibst, kann es sein, dass die Tiere sogar etwas näher kommen.
#05 - Nah an Glasscheiben rangehen
Glas hat die Eigenschaft zu spiegeln und Dinge zu reflektieren. Der Effekt wir immer stärker, wenn es hinter der Scheibe dunkler ist als davor. Diese Eigenschaft hat einen zusätzlichen Nachteil: es sieht unschön auf Fotos aus, wenn das Tier dahinter fotografiert werden soll. Wenn du mit einem, für einen Zoo, normalen Abstand ein Terrarium/Aquarium fotografierst, spiegeln sich die Menschen in der Umgebung in der Glasscheibe und sind somit auch auf deinem Foto.
Wenn du also Fische, Reptilien oder etwas anders fotografieren willst, was sich hinter einer Glasscheibe befindet, gehe mit der Kamera so nah an die Glasscheibe, dass das Objektiv die Glasscheibe berührt. Dabei sollte das Objektiv möglichst orthogonal/senkrecht zur Scheibe stehen. Das heißt: versuche das Objektiv nicht zu kippen, da sonst von einer Seite Licht einfällt und somit wieder eine Reflektion sichtbar ist. Wenn das Objektiv doch gekippt werden muss, kannst du mit einer Hand den entstehenden Spalt zuhalten und so verhindern, dass Licht zwischen Objektiv und Glasscheibe fällt.
Zusatztipp: Nimm die Gegenlichtblende ab.
#06 - Ausschnitte und Details fotografieren
Bei großen Tieren wird dieser Tipp in der Regel unabsichtlich beherzigt, da Giraffen oder Elefanten meist zu groß sind um sie komplett zu fotografieren, wenn sie zu nah am Gehegerand sind. An dieser Stelle nochmal der Hinweis auf Tipp #02: versuche das Gehege nicht mit zu fotografieren.
Wenn sich die großen Tiere zu nah am Rand befinden, versuche doch mal Details zu fotografieren. Wie zum Bespiel den behaarten Fuß eines Elefanten oder das schöne Muster der Giraffen. Und obwohl nicht das komplette Tier fotografiert wurde, weiß jeder was es für eins ist.
Kleinere Tiere wie Ziegen, Erdmännchen oder Echsen werden in der Regel komplett fotografiert. Versuch aber auch mal hier näher ran zu gehen. Die langen Schnurrhaare (Vibrisse) von Erdmännchen oder die urige Haut von Reptilien bieten schöne Fotomotive. Dabei hilft, wie bereits gesagt, ein Teleobjektiv oder das nah rangehen an Glasscheiben.
#07 - Auf die Verschlusszeit achten
Die Verschlusszeit gibt an, wie lange der Sensor deiner Kamera belichtet wird. Das ist jetzt erstmal etwas technisch, aber mit ein paar solchen Grundlagen kannst du in Zukunft bewusster Fehler beheben oder vermeiden.
“Oh ein Vogel! … Schnell, fotografiere ihn! … Mist unscharf” Wer kennt das nicht? Aber um dieses Problem vermeiden zu können, muss ich etwas ausholen. Es gibt mehrere Gründe warum Fotos unscharf werden: das Objekt bewegt sich, die Kamera bewegt sich oder es ist schlicht falsch fokussiert. Letzteres soll hier nicht weiter beachtet werden. Wir arbeiten an den Bewegungsunschärfen.
Was kannst du also tun um keine unscharfen Bilder zu bekommen? Ganz einfach: Schneller den Auslöser drücken! … Das ist natürlich nur ein Witz! Wir als Fotograf haben nur die Möglichkeit die Kamera so ruhig wie möglich zu halten. Auf die Bewegung unserer Objekte haben wir keinen Einfluss. Um also eine möglichst ruhige Kamera zu führen kannst du zum Beispiel:
- den Sucher deiner Kamera fest ans Auge drücken
- mit beiden Händen fotografieren, wobei eine Hand die Kamera und die andere Hand das Objektiv hält
- die Ellenbogen an den Körper drücken
- dich irgendwo anlehnen
Ich persönlich hatte noch nie ein Stativ mit im Zoo. Daher noch der Tipp den Stabilisator deiner Kamera anzuschalten.
Aber was hat das alles mit der Verschlusszeit zu tun? Naja, ganz einfach: Je länger die Verschlusszeit ist, desto mehr Bewegung wird aufgenommen. Genau dieses Wissen machen wir uns zu Nutze, um auch die Tiere “ruhig zu stellen”. Jedes Tier bewegt sich. Manche schneller und manche eben langsamer. Das heißt also, dass sich langsame Tiere auch mit langsamen und schnelle Tiere mit schnellen Verschlusszeiten fotografieren lassen.
Um fliegende Vögel zu fotografieren brauchst du zirka eine Verschlusszeit von 1/2000s (ganz grob). Für eine Schnecke reicht auch schon 1s. Diese Angaben berücksichtigen nicht die Kameraverwackler!
Was hat die Brennweite mit der Belichtungszeit zu tun? Für diese und weitere Informationen kannst du gerne den Artikel “Das Belichtungsdreieck” lesen.
#08 - nicht blitzen
Auch wenn deine Kamera einen Blitz hat, lass ihn bitte aus. Das hat gleich mehrere Gründe:
- Wie in Tipp #00 beschrieben, sollten wir als Zoobesucher den Tieren nicht unnötig “auf den Keks” gehen. Dazu gehört auch das Vermeiden von Blitzlicht!
- Wenn Tiere hinter Glasscheiben mit Blitz fotografiert werden, ist lediglich die Glasscheibe bzw. ein heller Fleck sichtbar da der Blitz in der Scheibe reflektiert.
- Wenn kein professionelles Blitzsystem genutzt wird (Softbox, externer Blitz, etc.) sondern lediglich der interne Blitz reicht in der Regel die Blitzstärke nicht aus um das Objekt überhaupt zu erreichen.
- Blitze werfen oft unschöne Schatten.
Zusatztipp: Wenn doch geblitzt werden soll, nehmt die Gegenlichtblende ab. Die wirft eventuell einen Schatten ins Bild.
#09 - Begegne den Tieren auf Augenhöhe
Genau! Begib dich auf das Niveau der Tiere. Also im geometrischen Sinne.
Das Standardfoto wird im Stehen gemacht, wobei die Kamera in Kopfhöhe gehalten und nach unten fotografiert wird. Solche Perspektiven kennt jeder, da es der eigenen Sicht-Perspektive gleicht. Und genau deshalb sind solche Bilder in der Regel langweilig.
Wie wäre es mit einem Perspektivenwechsel? Versuch bei Tierbildern auf die Höhe der Tiere zu gehen und sie auf Augenhöhe (der Tiere) zu fotografieren. Zugegeben, bei Giraffen wird es etwas schwierig. Aber versuch dennoch auch mal aus der Standard-Mensch-Guckt-Nach-Unten-Perspektive zu gehen. Die Bilder wirken in der Regel wesentlich interessanter, da sie dem Betrachter eine ungewohnte Perspektive geben.
#10 - Zoo und Tierpark unterstützen
Zoos und Tierparks sind nicht dafür da Tiere einzusperren und sie den Menschen zu zeigen. In der Regel haben Zoos und Tierparks Ziele. Das sind unter Anderem: Forschung, bewahren gefährdender Tierarten vor dem Aussterben und Aufklärung.
Der Steinkauz zum Beispiel ist in Deutschland bereits als gefährdete Tierart eingestuft. Der Opel Zoo bei Frankfurt am Main züchtet Steinkäuze, um sie auszuwildern. Um dieses Projekt zu unterstützen habe ich eine Patenschaft für die Haltung der Steinkäuze im Opel Zoo.
Durch solche Patenschaften werden die Zoos und Tierparks bei nachhaltigen Projekten unterstützt und den Tieren geht es dabei auch gut.
Wenn du Lust hast einen Zoo neben dem Eintrittsgeld zu unterstützen, erkundige dich einfach auf der Homepage eines Zoos oder Tierparks. Vergiss nicht: Durch Eintrittsgelder, Spenden, ehrenamtliche Tätigkeiten und Patenschaften geht es den Tieren gut und wir haben auch was zu fotografieren!
“Unsere Erde ist zu schön, um nicht fotografiert zu werden!”
Johannes